Am Wochenende vom 30. zum 31.10.2021 hat die St. Sebastianus Schützenbruderschaft Hülchrath 1348 e. V. erstmals seit 858 Tagen wieder so etwas Ähnliches wie ein kleines Schützenfest feiern können.
Im Zentrum des Ehrenabends für die Jubilare am Samstag stand in dem – unter Berücksichtigung des mit der Stadt Grevenbroich abgestimmten Hygienekonzeptes – gut besuchten Festzelt, die Würdigung von 30 Schützen mit insgesamt 1.080 Jahren Bruderschaftszugehörigkeit und drei Zuggemeinschaften die auf insgesamt 260 Jahre zurückblicken konnten, die Übergabe der Ernennungsurkunde an den neuen Präses der Bruderschaft, Kaplan Niccolo Galetti, durch den Bezirksverband Neuss und die Ernennung von Lothar Klung zum Ehrenmitglied.
Darüber hinaus hat sich die Bruderschaft über besondere Gäste gefreut: Eine Abordnung des Gemünder Bürger-Schützenvereins St. Sebastianus-Schützenbruderschaft 1699 e.V., angeführt von Brudermeister Ditmar Krumpen, war der Einladung aus Hülchrath gefolgt. „Nach der langen Zeit der Schützenfestabwesenheit machte es nochmals richtig Freude viele Leute in Schützentracht zu sehen und miteinander zu feiern.“ so Brudermeister Krumpe.
Die Einladung durch die Hülchrather Schützenbrüder hatte jedoch einen ernsten Hintergrund. Gemünd und die Gemünder Schützen waren in besonderer Weise von der Flutkatastrophe im Juli betroffen. Brudermeister Krumpe: „Mit der Flut vom 14. Auf den 15. Juli 2021 sind uns viele Erinnerungen verloren gegangen. Unser Schützenhaus, die Schützenhalle, unsere Schießbahn, unser Vogelstand und unser Schützenplatz sind von der enormen Wasserkraft zerstört oder sogar weggespült worden. Viele Unterlagen, die an sportliche oder gesellschaftliche Geschehen erinnern sind zerstört oder ebenfalls weggespült worden.“ Hülchrath, wenn man dem Text des Heimatliedes folgt, ein traumhaft schönes Dörflein „im Erfttal still versteckt“ war von der Flut nicht direkt betroffen.
Gleichwohl haben die Bürger*innen aus Hülchrath die Betroffenen unterstützt und auch zahlreiche Schützenrüder haben in den letzten Wochen regelmäßig in den Flutgebieten geholfen, die gröbsten Schäden aufzufangen. Dass auch die Bruderschaft ihren Anteil leistet, war dann schon fast eine Selbstverständlichkeit. „Dennoch waren wir von der großen Hilfsbereitschaft unserer Schützen positiv überrascht“, sagte Brudermeister Bernhard Hösen.
Statt einer durch den Ausfall der Schützenfeste 2020 und 2021 möglichen Beitragssenkung hat die Generalversammlung im August 2021 einstimmig beschlossen, aus der Bruderschaftskasse einen Betrag von 10 EUR je Mitglied an eine besonders betroffene Bruderschaft zu spenden. „Wir sind nur eine kleine Bruderschaft und uns bewusst, dass die Spende nur ein ganz kleiner Tropfen auf einen sehr großen heißen Stein sein kann“, so Hösen, „aber es war den Hülchrather Schützen besonders wichtig nicht anonym auf ein Konto zu spenden, sondern gezielt eine Bruderschaft aus den betroffenen Gebieten zu unterstützen.“ So konnte Brudermeister Bernhard Hösen seinem Amtskollegen aus Gemünd, Ditmar Krumpen, einen Spendenscheck über den durch weitere Spenden der Gäste am Ehrenabend noch aufgestockten Betrag von 1.800 EUR überreichen.
Seine Dankesworte verband Krumpen mit der Einladung an die Hülchrather Schützen zur Teilnahme am 375-jährigen Jubiläum im Jahr 2024 nach Gemünd. Dank kam auch von der Dorfgemeinschaft Hülchrath (D‑G-H), die einen Tag zuvor ihre Mitgliederversammlung in dem von der Bruderschaft zur Verfügung gestellten Festzelt abgehalten und unter anderem von der Anschaffung eines Automatisierten externen Defibrillators (AED, auch Laiendefibrillator oder kurz Laiendefi), berichtet hatte.
Die Projektidee zur Anschaffung des Gerätes, das „hoffentlich nie gebraucht wird aber Leben retten kann“, so der Vorsitzende der D‑G-H, Albert Stromann, kam aus den Reihen der Schützenbruderschaft, die laut Brudermeister Bernhard Hösen mehr ist, „als der Veranstalter eines Schützenfestes, mehr als der Wahrer von Traditionen. Sie ist als Teil der Gemeinschaft, wichtiger Bestandteil des gesellschaftlichen Lebens“. So hätten der amtierende Schützenkönig Frank Esser und der Schriftführer der Bruderschaft, Roland Hardy durch ihre spontanen Spenden den Grundstein zur Finanzierung des AED gelegt und auch die Bruderschaft habe mit einer nennenswerten Spende zur Finanzierung beigetragen.
Roland Hardy: „In Hülchrath wohnen etwa 700 Menschen, davon etwa 140 „Senioren“, 65 Jahre und älter. Damit dürften hochgerechnet mindestens 250 bis 300 Bürger*innen in Hülchrath zu den besonders betroffenen Risikogruppen zählen. Hinzu kommen Besucher und Gäste unter anderem bei den Veranstaltungen der verschiedenen Hülchrather Vereine, so dass mit der Aufstellung eines jederzeit zugänglichen AEDs ein wesentlicher Beitrag zur Sicherheit der Menschen in und aus Hülchrath geleistet werden kann.“ Über das finanzielle Engagement hinaus hat die Bruderschaft die Patenschaft für den AED, der künftig zentral auf dem Sebastianusplatz in Hülchrath hängen wird, übernommen.
„Nicht das Schießen, sondern das Schützen – auch von Menschenleben – ist bekanntlich der Ursprung sämtlichen Schützenwesens. Das ist es, wofür wir uns engagieren und uns als Schützenbruderschaft seit Jahrhunderten einsetzen“, ergänzt Brudermeister Bernhard Hösen