Das Schützenfest der St. Sebastianus Schützenbruderschaft Hülchrath 1348 e. V. beginnt traditionell mit der Fronleichnamsprozession und dem anschließenden Vogelschuss. In diesem Jahr war – nicht nur in Hülchrath – alles anders. Der Vorstand hatte bereits in seiner erstmals als Videokonferenz abgehaltenen Sitzung am 07.04.2020 schweren Herzens entschieden, mit Rücksicht auf die Gesundheit von Mitwirkenden, Zuschauern und Gästen auf die Durchführung des Schützenfestes 2020, zu verzichten und war damit der Entscheidung der Stadt Grevenbroich zuvorgekommen, die auf Basis der Corona-Schutzverordnung wenig später alle Schützen- und Volksfeste im Stadtgebiet für 2020 untersagt hat.
Für die meisten Schützen eine völlig neue Erfahrung aber in Ihrer 672-jährigen Geschichte hat die Hülchrather Bruderschaft sicher so manche auch schwerwiegendere Krise überwinden müssen. Naturkatastrophen, Kriege, Hungersnöte und Wirtschaftskrisen, wahrscheinlich auch die eine oder andere Pandemie, auch wenn diese vielleicht noch nicht so genannt wurde. Das kann eine Gemeinschaft, wenn sie zusammenhält und sich gegenseitig unterstützt.
Ein Zusammenhalt, der sich auch in der aktuellen Krise in beeindruckender Weise gezeigt hat und auf den die Hülhrather Schützenbrüder mit Recht stolz sind. Angefangen bei den amtierenden Majestäten Frank II. Esser und Königin Yvonne, die ebenso wie Jungschützenprinz Dominik Steins keine Sekunde gezögert haben und ein weiteres Jahr die Bruderschaft bei den Veranstaltungen auf Bezirks- und Stadtebene vertreten werden, über das Kronprinzenpaar Andreas Löwner jun. und Prinzessin Sina, die gemeinsam mit ihrer Zuggemeinschaft ebenso spontan und bereitwillig die gesamte Planung für das laufende Jahr über den Haufen geworfen und sich trotz einer besonderen familiären Ausrichtung auf das Jahr 2020 bereit erklärt haben im kommenden Jahr als Repräsentanten der Bruderschaft zur Verfügung, zu stehen, bis hin zur Stadt Grevenbroich und ihrem Bürgermeister, die auch 2020 während der Schützenfesttage aus Solidarität die Bruderschaftsfahne aus Hülchrath am Rathaus gehisst hat.
Ein Symbol der Unterstützung für das Schützenwesen in unserem kleinen Ort, das Vorbild für zahlreiche Bürger war, die mit dem Hissen der Fahnen von Bruderschaft und Schützenzügen in gleicher Weise ihre Zugehörigkeit und Unterstützung für die Bruderschaft dokumentiert und Flagge gezeigt haben.
Eine auch in über 670 Jahren beispiellose Aktion, für die sich die Bruderschaft mit Recht und Stolz bei allen Bewohnern bedankt hat.
Dank, der aber nicht nur denen gebührt, die uns heute unterstützen und als Symbol für das Überleben und die Zukunft der Bruderschaft stehen. Dank der in besonderem Maße auch denjenigen gelten muss, die in der Vergangenheit dafür gesorgt haben, dass diese Gemeinschaft über Jahrhunderte zusammenhält, die uns Vorbild waren und uns vorausgegangen sind.
Bei allen Einschränkungen, die zu beachten waren, war es – wie es unserer Tradition entspricht – unserer Bruderschaft auch 2020 ein besonderes Anliegen, denjenigen, zu gedenken, die nicht das Glück hatten, die brutalsten Krisen des vergangenen Jahrhunderts, zu überstehen und Opfer von Terror und Gewaltherrschaft wurden, gleichzeitig auch den verstorbenen Mitgliedern unserer Bruderschaft und ihren Angehörigen unseren Respekt und unser Mitgefühl auszudrücken, denen wir in Coronazeiten nicht wie sonst üblich auf ihrem letzten Weg die Ehre erweisen konnten.
So wichtig Symbole des Zusammenhalts sind, reicht es in Zeiten, in denen ganze Branchen um ihre wirtschaftliche Existenz bangen, jedoch nicht aus, „nur“ Zeichen, zu setzen. Was wären Umzüge und Paraden ohne Musiker, die uns begleiten, was wären Schützenfeste ohne einen Kirmesplatz, ein Kirmesplatz ohne Schausteller.
In diesem Bewusstsein war es der St. Sebastianus Schützenbruderschaft Hülchrath 1348 e. V. ein Bedürfnis, auch ein finanzielles Zeichen der Solidarität zu geben und diejenigen, zu unterstützen, die teilweise seit Jahrzenten treu zu unserer Bruderschaft stehen, unser Fest verschönern und zum Gelingen nicht unerheblich beitragen. Für die Schausteller, die regelmäßig unseren Kirmesplatz bestücken und obwohl es auf den kleinen Schützenfesten keine Reichtümer, zu verdienen gibt uns immer wieder mit großzügigen Spenden unterstützen sowie für unseren „Ersten Musikblock“ der mittlerweile zu unserer Schützenfestfamilie gehört, teilweise sogar im wörtlichen Sinne, haben wir mit einem Gesamtbetrag in Höhe von 2.500 EUR einen geringen Ersatz schaffen können für den durch die Absage unseres Schützenfestes entstandenen Schaden. Die Freude und Dankbarkeit, die wir spüren konnten, hat uns sehr gerührt.
Wir sind stolz und dankbar 2020 ein besonderes „Schützenfest“ hinter uns gebracht, zu haben, bei dem wir einerseits so viel Solidarität erfahren durften andererseits in gleicher Weise etwas von dieser Solidarität auch zeigen konnten. Es war für die große Mehrheit von uns sicherlich das mit Abstand sonderbarste aber auch eines der emotionalsten Feste. Zusammen mit unserem amtierenden und unserem zukünftigen Königspaar freuen wir uns jetzt aber wieder auf eine „normale“ Schützenfestsaison 2021 und ein Schützenfest bei dem wir wieder in gewohnter und traditioneller Weise gemeinsam feiern können im Sinne unserer Werte für Glaube Sitte und Heimat.
