(ein Bericht über die Arbeit und Erfahrungen mit Behörden, Verwaltungen und…)
Im November 2017 ereilte uns eine siebenseitige Meldung des Polizeipräsidiums, dass unsere Schießstände – einschließlich Hochschießstand – zwar allgemein in einem gepflegten Zustand seien, aber nicht den „sicherheitstechnischen Anforderungen der Richtlinien für die Errichtung, die Abnahme und das Betreiben von Schießständen (Schießstandrichtlinien) des Bundesministerium des Innern vom 23.Juli 2012“ entsprächen und daher der gesamte Schießbetrieb umgehend einzustellen sei. Welch hohen Zeit‑, Arbeits- und Kostenaufwand dieses Schreiben auslösen sollte, ahnten wir zu dieser Zeit noch nicht. Erfreuten wir uns doch gerade erst an der Renovierung des Schützenhauses, die nur Dank zahlreicher Spender und umfangreicher Eigenleistung zu stemmen gewesen war.
Zügig bemühten wir uns um die Einholung der Gutachten, da ja zumindest der Hochschießstand bis zum Schützenfest 2018 wieder freigegeben werden musste. Zwar lagen die Gutachten schon Anfang Februar 2018 vor, aber mit den Arbeiten konnten wir erst Ende März beginnen, weil noch eine Reihe technischer Fragen mit dem Gutachter geklärt werden mussten. Da der Elektrokettenzug in der Vergangenheit nie einer UVV Prüfung unterzogen wurde und es auch kein Prüfbuch gab, suchten wir zunächst eine Firma, die zur Abnahme dieser Überprüfung berechtigt ist. Am 16.06.2018 wurde dann endlich diese Prüfung durchgeführt, die nun in Zukunft jährlich stattfinden muss. Jetzt blieben uns noch gut zwei Monate um die Restaurierungsarbeiten durchzuführen. Bei der Überprüfung der Innenauskleidung des Geschossfanges erlebten wir eine böse Überraschung: Seine gesamte Unterkonstruktion war durch Undichtigkeiten in der Außenhaut zu 80% verfault und musste komplett ersetzt werden. Unter der Federführung unseres Oberbrasselers wurde der Hochschießstand nach den Vorgaben mit Unterstützung einiger Brasseler bei zeitweise tropischen Temperaturen in Eigenregie bis Ende Juli 2018 renoviert. Spenden und einer finanzielle Spritze der Bezirksvertretung 05 stützten die Instandsetzung.
Die Gefahr, dass Personen, die während des Schießens hinter dem Schießstand in einer Höhe von 7 m auf einem Baum sitzen, getroffen werden könnten, ist nun gebannt, da der Kugelfang auch ausgepolstert werden musste. Hierbei durften (zufällig auch ökologisch korrekt) nur Naturfasern wie Wolle und Baumwolle zwecks besserer ‚Kugelauffangwirkung‚ verwendet werden. Ein Wehmutstropfen gibt es leider doch: Die schöne große Überdachung am Schießstand darf während des Schießens nicht mehr von Zuschauern genutzt werden. Welchen Gefahren man bei diesem Verbot vorbeugen will, ist uns schleierhaft. Dass ein Schütze mit dem Gewehr in der Hand nach hinten umfällt, ist unmöglich, da dieses immer vom Schießmeister vor Beginn des Schießens in einer Einspannvorrichtung befestigt wird.
Da wir die Forderungen des Gutachters strikt einhielten und jeder Arbeitsschritt mit Bildmaterial dokumentiert war, nahm die zuständige Polizeibehörde den Hochschießstand am 02.08.2018 ohne Beanstandungen ab. Nun konnte Schützenfest gefeiert werden.
- Das 1. Werk war vollbracht.
Zeitgleich liefen die Vorbereitungen zur Renovierung des Luftgewehr- und Kleinkaliberschießstandes (DL und KK Stände).
Nachdem im DL-Bereich zahlreiche Fragen über die einzusetzenden Materialien mit dem Gutachter geklärt waren, konnten wir am 30.04.2018 den Antrag auf Sonderzuschuss durch die Stadt Düsseldorf formulieren, den wir dann umgehend persönlich beim Sportamt abgab. Nun mussten wir uns in Geduld üben. Nach unzähligen Nachfragen per Telefon und einer weiteren schriftlichen Anfrage wurde uns schließlich der Eingang des Antrags am 27.03.2019 bestätigt und am 04.09.2019 endlich der Bewilligungsbescheid zugeschickt. Ohne eine schriftliche Bewilligung durften wir nicht mit den Abrissarbeiten beginnen, um eventuelle Schäden zwecks Kostenermittlung freizulegen, dann wäre die Aussicht auf Bezuschussung zunichte gewesen. Die Katze biss sich also in den Schwanz: Kostenvoranschläge mussten für den Zuschuss eingereicht werden, aber das Ausmaß der Renovierungsarbeiten konnten wir uns nicht genau anschauen. Wir konnten nur die Glaskugel zu Rate ziehen, mit deren Hilfe wir die Kosten im Rahmen zu halten versuchten.
Die Verkleidung der Seitenwände mit einem zugelassenen Schallschutz wurden von einer Firma und die Reparatur der drei Blenden in Eigenleistung durchgeführt. Auch dieses Mal blieben wir nicht von einer Überraschung verschont: Bei der Öffnung der alten Verkleidung an der fahrbaren hinteren Blende stellten wir fest, ihr innerer Bereich war komplett verfault. Daher mussten wir sie bis auf den Rahmen neu aufbauen.
Am 09.10.2019 nahm die Polizeibehörde den DL-Stand mit Beanstandung von zwei kleinen Mängeln ab. Der Schießbetrieb durfte aber erst nach ihrer Behebung, einer weiteren Dokumentation und einer erneuten Einreichung bei der Polizeibehörde wieder aufgenommen werden. Mit der Abgabe der ersten Schüsse auf dem renovierten DL-Stand wurde er wieder seiner Bestimmung übergeben.
- Das 2. Werk war mit 374 Stunden Eigenleistung vollbracht.
Jetzt konnte das 3. Werk, der KK-Stand, in Angriff genommen werden. Am 07.01.2020 begannen wir mit dem Aushub des Sandes in der Schießbahn und im Geschossfang. Um die Unterhaltungskosten und den Pflegeaufwand in Zukunft in Grenzen zu halten, entschieden wir uns für ein neues System mit Granulat. Aus diesem Grund musste der Sand im Geschossfang bis zur Sohle entfernt werden. Um diese Arbeit mit großem Gerät durchführen zu können, brachen wir ein Loch in die Außenmauer, durch das dann 176,8 Tonnen Sand entsorgt wurden. Diese Arbeit war am 12.02.2020 abgeschlossen. Anschließend wurden die Leimbinder saniert. Parallel dazu entfernten und erneuerten wir in Eigenleistung die Verkleidung an den Mauervorsprüngen, verlegten neue Elektro- und Wasserleitungen und sanierten den hinteren Betonbinder.
Vor einige Herausforderungen stellte uns die Sanierung des Geschossfangs. Da seine Rückwand mit 3 mm Blech verkleidet werden musste, stellte sich die Frage des Schallschutzes. Gemeinsam mit unserem neuen Gutachter fanden wir folgende Lösung: Wir beklebten die Rückseite der Bleche mit 4 mm Kork, die Zwischenräume der Unterkonstruktion sowie die Dachbalken kleideten wir mit Steinwolle aus und verkleideten dann den kompletten Geschossfang mit Schallschutzplatten. Diese Arbeit war am 01.09.20 abgeschlossen.

Loch für Loch wird verschlossen. Tolle Arbeit!
Aber schon am 02.06.20 hatten wir ein Schreiben von der Polizeibehörde erhalten, dass uns ganz besonders erfreute. Wir bekamen die Auflage, alle 10500 Löcher der Kalk-Sandsteinmauer im ersten Feld der KK-Geschossbahn zu verschließen.
Mit dieser hochinteressanten Arbeit beschäftigten wir uns vom 06.10. – 21.10.20. Anschließend konnten die drei Beteiligten keine Löcher mehr sehen. Außerdem mussten noch alle Kieselsteine aus der Schießbahn entfernt werden, bevor sie mit neuem Sand gefüllt wurde. Mit Großgerät wurde die Schießbahn vom 05.11. – 06.11.20 mit neuem Sand gefüllt, anschließend mauerten wir das große Loch in der Außenwand zu.
Nach der kompletten Überholung der Scheibenzuganlage wurde am 28.11.20 der Beschuss der neuen Geschossfangkästen durch den Gutachter durchgeführt. Nach erfolgreichem Beschuss konnten wir die neuen Kästen montieren und die Seile spannen. Jetzt warten wir nur noch mit Spannung und verhaltenem Optimismus auf die Abnahme des KK-Schießstandes durch die Polizeibehörde.
Denn eines haben wir ja zwischenzeitlich gelernt: Wer glaubt, alles gut geplant, alle Auflagen des Gutachters erfüllt und dokumentiert zu haben, kann bei der Abnahme eines Besseren belehrt werden. Mit einem Mal werden Sachen durch die Behörde bemängelt, die der Gutachter nicht bemängelt hat.
Alles kann und muss man nicht verstehen.
Nach Abschluss der Arbeiten kommen wir auf ca. 650 Stunden Eigenleistung, ohne die Berechnung der Stunden für Planung, Materialbeschaffung und Dokumentation.
Als Mittel gegen Langeweile werden wir im nächsten Frühjahr die komplette Mauer im Schießbahnbereich neu streichen.

Alle Löcher zu! Wir haben fertig! Wer kommt zum Anstreichen???