Über die Entstehung des Schützenwesens
Die Anfänge des Schützenwesens sind heute nicht mehr exakt nachweisbar. Die ersten Schützenbruderschaften entstanden bereits im Mittelalter.
In seinen Nachforschungen konnte Pfarrer Dr. Theo Reintges (†), Historiker und Mitbegründer der Gemeinschaft Europäischer Schützen, Köln, nachweisen, dass die Schützenvereinigungen in Flandern, bedingt durch die politischen Gegebenheiten des 13. und 14. Jahrhunderts, ihren Ausgangspunkt haben.
Gründungs- und Bestätigungsurkunden sowie Protokollbücher waren und sind hierfür wichtige Quellen, die auch Auskunft über die Ziele und Aufgaben dieser als Gilden und Bruderschaften bezeichneten Vereinigungen geben. Es handelte sich hierbei um freiwillige Vereinigungen, die behördlich anerkannt waren und sich Schiessübungen widmeten, was nicht nur dem Zeitvertreib sondern in erster Linie der Wehrertüchtigung diente.
So fiel dem Begriff „Schützen“ im mittelalterlichen Sprachgebrauch nicht die Bedeutung von Beschützen sondern eher von Schiessen zu. Die Bedeutung des Beschützens wurde erst in der Zeit der Reformation wichtig, als es galt, das Allerheiligste bei Prozessionen vor Angriffen zu bewahren. Die typischen Schützenpatrone waren zumeist der hl. Sebastian, der hl. Georg und der hl. Hubertus.
Dr. Reintges stellte auch fest, dass viele Schützenvereinigungen in ihren Statuten sowohl weltliche Bestimmungen, die das auf Festen begangene Schießen betrafen, als auch Bestimmungen, die das kirchliche Leben betrafen, enthalten waren. Diese Tatsache ist aus dem damaligen Verständnis abzuleiten, dass eine Trennung von weltlichen und kirchlichen Bereichen nicht vorstellbar war, was sich auch in der Zusammensetzung der Mitglieder widerspiegelt, die aus den verschiedenen, bürgerlichen Ständen und aus den kirchlichen Orden stammen. Ein rein kirchlicher Ursprung der Schützenvereinigungen ist daher nicht abzuleiten.
Den Gilden und Bruderschaften dienten damals bereits eigene Schützenhäuser oder öffentliche Gebäude wie Rats- oder Kaufhäuser als Versammlungsorte. Als Kleidung diente den Vereinigungen bis ins 17. Jahrhundert vermutlich ihre der damaligen Zeit entsprechende Tracht, die durch die Färbung jeweils einheitlich gehalten wurde.
Erst ab dem 18. Jahrhundert hielten Jäger- und Militäruniformen Einzug in die Kleiderordnung der Schützen, die zunächst Bogen oder Armbrust und später die Büchse als Waffe trugen. Das Hauptfest der Gilden und Bruderschaften bildete das Königsschießen, an dem nur die Mitglieder und die jeweiligen Landesherren teilnehmen durften. Daneben wurden aber auch ab dem 15. Jahrhundert sogenannte Freischießen veranstaltet, bei denen jedermann die Möglichkeit hatte, sein Können unter Beweis zu stellen. Hierbei wurde zur Unterhaltung Bier- und Weinzelte errichtet, Speisen wurden im Freien an Tischen gereicht.
Während der napoleonischen Besatzung kam das Schützenwesen zum Erliegen. Erst anschliessend im 19. Jahrhundert lebte es wieder auf, als das Königsschießen und die Schießveranstaltungen für jedermann immer mehr zu dem Volksfest verschmolzen, wie es heute als das Schützenfest vor allem im Rheinland bekannt ist.
Heute sind die Schützenvereinigungen zumeist in den verschiedenen Schützenbünden organisiert, die sich zum Teil in ihrem Wirken unterschiedlichen Schwerpunkten widmen. Bei einigen steht allein der Schießsport im Vordergrund. Anderen ist die enge Verbindung zur Kirche ein wesentlicher Bestandteil ihres Bestehens, wie bei den Historischen Deutschen Schützenbruderschaften, die mittlerweile als kirchliche Vereinigungen anerkannt sind